Trump warnt: Ukraine-Konflikt viel schlimmer als behauptet
In der ersten hitzigen Debatte knapp zwei Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris und dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump prallten am Dienstagabend die Meinungen über die Ukraine-Politik und die Rolle der USA in internationalen Konflikten aufeinander.
Trump kritisierte die aktuelle Ukraine-Politik der Biden-Administration scharf. Er behauptete, der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sei viel schlimmer, als es der Öffentlichkeit vermittelt werde. Auf die Frage, ob ein Sieg der Ukraine im Interesse der USA sei, antwortete er, das Ziel sei es, den Krieg zu beenden und Menschenleben zu retten.
"Ich will, dass der Krieg aufhört. Ich möchte Leben retten."
"Menschen, die millionenfach getötet werden. Es sind Millionen. Es ist viel schlimmer als die Zahlen, die man bekommt, die falsch sind."
Weiter behauptete der Republikaner, er habe früher ein gutes Verhältnis zu Wladimir Putin gehabt. In den vier Jahren seiner Amtszeit habe es keine Kriegsgefahr gegeben. Er warf Biden vor, keinen Plan für den Umgang mit Russland zu haben. "Als ich sah, wie Putin Soldaten an der Grenze aufmarschieren ließ, dachte ich, das müsse ein starker Verhandlungspunkt sein. Aber das war es nicht, weil Biden keine Ahnung hatte, wie er damit umgehen sollte", sagte Trump.
"Wir spielen mit dem dritten Weltkrieg. Und wir haben einen Präsidenten, von dem wir nicht einmal wissen, ob er ... Wo ist unser Präsident?"
Harris wies Trumps Behauptungen zurück und betonte, wie wichtig die Unterstützung der USA und ihrer Verbündeten für die Ukraine sei. Trumps Versprechen, den Konflikt schnell zu beenden, basierten auf einer Kapitulation der Ukraine.
"Der einzige Grund, warum Trump sagt, dass dieser Krieg in 24 Stunden vorbei sein wird, ist, weil er ihn einfach aufgeben würde. Aber so sind wir Amerikaner nicht."
Die Vizepräsidentin hob ihre Rolle bei der Stärkung der westlichen Unterstützung für Kiew hervor und betonte die Bedeutung der militärischen Hilfe. Dank dieser Arbeit bleibe die Ukraine ein unabhängiges und freies Land, sagte Harris. Wenn Trump im Februar 2022 Präsident wäre, "würde Putin in Kiew sitzen und seine Augen auf den Rest Europas richten, angefangen mit Polen". Putin würde Trump "zum Mittagessen verspeisen".
Genaue Zahlen über die Opfer des Krieges in der Ukraine sind nicht bekannt. Weder Moskau noch Kiew geben Auskunft über die eigenen Verluste. Die Schätzungen von Journalisten und Geheimdiensten gehen auseinander. Im Sommer sagte Putin, dass die Zahl der Toten auf russischer Seite deutlich unter der der ukrainischen Streitkräfte liege.
Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij, dessen reguläre Amtszeit im Mai dieses Jahres abgelaufen ist, sagte im Februar, dass etwa 31.000 ukrainische Militärangehörige getötet worden seien. Die Zahl der Verletzten und Vermissten nannte er nicht. Die tatsächlichen Zahlen dürften nach Einschätzung von Beobachtern um ein Vielfaches höher liegen.
"Putin würde Sie zum Mittagessen verspeisen" – TV-Debatte zwischen Trump und Harris
Am 10. September trafen sich die US-Wahlkampfkandidaten Donald Trump (Republikaner) und Kamala Harris (Demokraten) zu dem einzigen anberaumten TV-Duell vor dem Wahltag am 5. November. Die Debatte wurde vom US-Sender ABC übertragen. Trump, wie auch Harris, überraschten wenig in ihrem Agieren, das Inhaltliche musste bei bekannten Standpunkten zu relevanten Terminen zurückstecken. Nickeligkeiten und regelmäßige Versuche, sich gegenseitig zu provozieren, prägten das Gespräch.
Rund einen Monat nach der taktischen Auswechselung des Wahlkampfkandidaten bei den Demokraten, präsentierte sich die Vize-Präsidentin unter Joe Biden, Kamala Harris, erstmals in einer landesweiten Live-Situation im Streitgespräch mit ihrem Herausforderer Donald Trump.
Trump lenkte den Gesprächsverlauf zügig auf eines der in den beiden politischen Lagern derzeit kontrovers diskutierten Themen in den USA, die illegale Migration, bei der laut Trumps erstem direktem Angriff auf Harris "Millionen von Menschen in unser Land strömen". US-Medien zitieren dabei die umgehend medial diskutierte Aussage von Trump, dass Migranten in genannten Regionen, wie Ohio, "Hunde, Katzen und Haustiere essen" würden. Harris reagierte, wie so oft im Verlauf des Abends, mit bekannter Mimik und Gesten.
Die New York Times schrieb in ihrer Debattenkritik:
"An einigen Stellen legte Frau Harris ihre Hand unter ihr Kinn, während sie die Antworten von Herrn Trump mit skeptischem Erstaunen verfolgte. Sie lachte laut auf, als er falsche und haarsträubende Behauptungen wiederholte, dass Einwanderer in einer Stadt in Ohio die Haustiere ihrer Nachbarn stehlen und essen würden."
Alle internen US-Themen wurden unter Fragen der Moderatoren mit jeweiligen Schlagwörtern und bekannten Standpunkten verteidigt und dargelegt, wobei der jeweilige Kontrahent im Wechsel der Lüge und Unwahrheit in den Ausführungen beschuldigt wurde.
Harris stellte die Rechnung auf, dass der Republikaner bei der letzten Wahl "von 81 Millionen Amerikanern entlassen" wurde, sie bei ihren "weltweiten Reisen" als Vize-Präsidentin immer wieder erlebt hätte, dass führende Regierungschefs "über ihn – Trump – gelacht haben". US-Militärs hätten ihr gegenüber gesagt, Trump "war ein Schande".
Harris attackierte Trump mit dem provozierenden Statement;
"Putin ist ein Diktator, der Sie zum Mittagessen verspeisen würde."
Zum Thema "Ukraine-Krieg" wiederholte Trump seine Behauptung, dass der Konflikt nie stattgefunden hätte, wenn er Anfang 2022 noch im Weißen Haus gewesen wäre. Auf die Frage, ob er wolle, dass Kiew gewinnt, antwortete der Republikaner, er wolle, dass "der Krieg aufhört".
"Ich will, dass der Krieg aufhört. Ich möchte Leben retten, die vergeudet werden... Menschen werden von den Millionen getötet.... Es ist so viel schlimmer als die Zahlen, die Sie bekommen, die gefälscht sind", behauptete er, ohne die Quelle dieser Schätzungen zu nennen.
Der Moderator hakte dabei nach und drängte auf eine direkte Antwort, ob Trump glaube, "dass es im besten Interesse der USA sei, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnt".
Trump erwiderte:
"Ich denke, es ist im besten Interesse der USA, diesen Krieg zu beenden und ihn einfach zu beenden. Wir müssen ein Abkommen aushandeln, denn wir müssen verhindern, dass all diese Menschenleben zerstört werden."
Harris erwiderte zu diesem Punkt: "Der Krieg würde in 24 Stunden enden, weil Sie ihn einfach aufgeben würden."
Daraufhin behauptete Trump, dass er in seiner Amtszeit ein "gutes Verhältnis" zu dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gehabt habe und dass seit seinem Ausscheiden aus dem Amt alles "zum Teufel gegangen" sei. "Als ich sah, wie Putin Soldaten an der ukrainischen Grenze aufstellte, dachte ich: 'Oh, er muss verhandeln; das muss ein starker Verhandlungspunkt sein", so Trump. Weitere Zitate von Trumps Ausführungen lauten:
"Nun, das war es nicht, denn Biden hatte keine Ahnung, wie er mit ihm reden sollte. Er hatte keine Ahnung, wie er es stoppen sollte... Und es wird nur noch schlimmer; es könnte zum Dritten Weltkrieg führen", fügte er hinzu. "Machen Sie sich nichts vor... Wir spielen mit dem Dritten Weltkrieg, und wir haben einen Präsidenten, der... Wo ist unser Präsident?".
"Sie haben ihn wie einen Hund aus dem Wahlkampf geworfen... Wir haben einen Präsidenten, der nicht einmal weiß, dass er noch lebt."
"Ich werde das regeln, noch bevor ich Präsident werde", versprach Trump. "Wenn ich gewinne, wenn ich gewählter Präsident bin... werde ich sie – Russland und die Ukraine – zusammenbringen."
Die Vizepräsidentin hob ihre Rolle bei der Konsolidierung der westlichen Unterstützung für die Ukraine hervor und behauptete, dass die Ukraine aufgrund "der Arbeit, die ich und andere geleistet haben", sowie der Bereitstellung von "Luftabwehr, Munition, Artillerie, Speeren und Abrams-Panzern" ein "unabhängiges und freies" Land bleibe.
Die von seinen Anhängern erwartete direkte konfrontative inhaltliche Attacke seitens Trump erfolgte nur kurz während seiner Abschlusserklärung, als er den Zuschauern vermittelte, dass Harris als mögliche Präsidentin "nur eine Fortsetzung von Biden" sein würde. Harris erwiderte: "Wir kehren nicht zu Trump zurück, weil er die Demokratie nicht respektiert".
Trump erklärte im Anschluss, dass die Debatte für ihn persönlich "die Beste war", die er je führte. Wenig überraschend sieht sich die Gegenseite als eindeutiger Sieger des Abends. Das Harris-Team schlägt Trump daher eine zweite TV-Debatte im Oktober vor.
Die größte Medienaufregung in den USA war dann die Tatsache, dass die Pop-Größe Taylor Swift nach Ende der Debatte ihre Unterstützung für Kamala Harris mitteilte.